Stadt Schaffhausen macht ernst – Reitschule vor dem Aus!

SESA Horses News

Stadt Schaffhausen macht ernst – Reitschule vor dem Aus!

Am 09.02.2020 entschied die Schaffhauser Stimmbevölkerung mit gerademal 53.61 % Ja-Stimmen die Aufwertung der Sportanlage “Schweizersbild” für sich. Man beachte hierbei das Verhältnis von 7‘053 Ja-Stimmen gegenüber 6‘104 Nein-Stimmen, also 949 Stimmen Unterschied. Nur 475 Personen hätten anders stimmen müssen.

Mit den folgenden Punkten wurde im Abstimmungsmagazin der Stadt Schauffhausen für das Projekt geworben:

  • Bau eines Garderobengebäudes mit Mehrzweckraum
  • Umbau eines Naturrasenfussballfeldes in ein Kunstrasenfeld
  • Aufwertung der Fussballinfrastruktur (Beleuchtung & Bewässerung)
  • Erstellung eines Spielplatzes
  • Errichtung einer Beachvolleyballanlage (bereits errichtet)
  • Bau einer Finnenbahn
  • Erstellung natürlicher Vernetzungselemente
  • Hochwasserschutzmassnahmen

Im 16-seitigen Abstimmungsmagazin findet sich ein einziger Abschnitt, welcher unsere Reitschule betrifft:

Durch den Bau der Finnenbahn kann die Pferdereitschule die städtischen Flächen nicht mehr so nutzen wie heute. Entsprechend soll die Finnenbahn erst in der letzten Etappe realisiert werden, so dass genügend Zeit für die Suche einer Ersatzlösung besteht.

Im Vorfeld der Abstimmung nutzten die Befürworter und Verantwortlichen dieses Projekts unsere politische Unerfahrenheit aus. Sie erklärten uns, dass wir bis nach der Abstimmung an diesem Projekt ohnehin nichts ändern können und erstmal die Abstimmung durchkommen müsse. Man gab uns zu verstehen, dass wir uns noch keine Sorgen machen müssen. Es sei nicht gesagt, dass das Projekt einfach so angenommen werden würde. Sie erklärten auch, dass das Land ohnehin nicht durch uns nutzbar wäre, da es gem. Zonenordnung nicht für Pferdeweiden geeignet sei. Folglich hielten wir uns zurück, was im Nachhinein ein Fehler war.


Knapp 150’000 CHF Steuergeld für unnötige Finnenbahn im Hochwasser-Staubereich!

Am 19.01.2022 informiert uns STADT SCHAFFHAUSEN, Grün Schaffhausen, Abteilungsleiter Stadtgrün folgendermassen:

Neueste Erkenntnisse der Hochwasserprävention ergeben, dass die angrenzende BBC Arena einem hohen Hochwasser-Risiko ausgesetzt ist. Man möchte sich nicht vorstellen, wie plötzlich bei einer Flut aus dem Bereich der “Stuudewis” kommend, bis zu 3’000 Leute in der BBC Arena vor verschlossenen Fluchtwegen stehen. Schaut man sich die Situation der BBC Arena genauer an erkennt man, dass bestenfalls ein Fluchtweg durch Wasser verschlossen wäre, aber mindestens zwei oder mehr Fluchtwege problemlos genutzt werden können. Es bleibt ausserdem zu hinterfragen, ob bei einer solchen Katastrophe nicht ohnehin andere Probleme bestehen, als ein Event in der Arena aus Sicherheitsgründen zu verschieben.

Das zuvor benannte Hochwasser-Risiko möchte man noch in diesem Jahr mitigieren und mit dem Bau einer Rückhaltemauer, entlang der heutigen Fusswege an unserem Reitstall angrenzend, beginnen. Für den Bau der Mauer müssten wir bereits früher als ursprünglich angekündigt (letzte Bauetappe) auf einen Teil unserer Weiden verzichten. Man müsse die Weideflächen als Werkplatz für den Maschinenpark etc. nutzen. Und da die Fläche dann ohnehin bereits nicht mehr als Weide nutzbar ist, würde man auch gleich die Vorbereitungen für die Finnenbahn treffen und diese einbauen.

Apropos Finnenbahn: Jedes von uns geführte Gespräch, initiiert durch Anwohner, Passanten, Spaziergänger und Leistungssportler, endet mit dem Konsens, dass keiner der genannten Personen eine Finnenbahn braucht. Keiner der Leistungssportler der BBC-Arena äusserte sich jemals in einem Sinn, wonach er kaum anderswo als auf einer Finnenbahn laufen möchte. Einziger Nutzniesser dieser Bahn wäre wohl der Sportunterricht des angrenzenden Schulhaus Gräfler. Die Finnenbahn liegt nach Errichtung des Hochwasserschutzes übrigens im ungeschützten Bereich und wäre im Falle einer ganz gefährlichen Flut zerstört, was im Projekt der Aufwertung mit ca. 135’000 CHF beziffert wird.

Vom Projektverantworlichen der Stadt Schaffhausen wurden wir zuletzt darauf hingewiesen, dass der Stall bereits heute zu Teilen auf städtischen Parzellen steht. Das nachfolgende Bild veranschaulicht die Situation, die seit nachweislich über 18 Jahren so besteht. Die dort rot eingezeichnete Fläche ist der Zugang zu unserem Stall, ein Teil der Paddocks und Allwetterweiden. Sie gehört Zur Parzelle 21295.

Man erwarte nun von uns, dass wir dem bevorstehenden Baugesuch keinen Widerstand leisten. Im Gegenzug stellt die Stadt Schaffhausen in Aussicht, dass wir ca. 1/5 unserer bisherigen Weideflächen neben dem Platz III (siehe Plan oben, Situationsplan der Sportanlage “Schweizersbild”) betreiben dürfen. Ausserdem könnten die rot markierten Flächen (zweites Bild) in ein Pachtverhältnis überführt werden. Der originale Wortlaut wirkt auf uns erpresserisch. Selbstverständlich unterstellen wir niemandem eine solche Absicht.

Hintergrundinformationen

Die Flächen unserer Pferdeweiden gehören der “Einwohnergemeinde Schaffhausen”. Sie sind rechtlich der “Zone für öffentliche Bauten, Anlagen und Grünflächen (ZöBAG)” zugeteilt. Seit 2004 existierte ein Pachtvertrag mit der Familie unseres Verpächters. Dieser Vertrag wurde per Ende 2018 durch die Stadt Schaffhausen gekündigt und eine Nutzung der Flächen in Unterverpachtung an die SESA Horses GmbH bis auf weiteres zugesichert. Bis zu diesem Zeitpunkt war uns unbekannt, dass die Flächen nicht im Eigentum des Verpächters stehen. Von der Kündigung erfuhren wir durch die Stadt Schaffhausen.

Unser Fazit

Grundsätzlich kann die Einwohnergemeinde Schaffhausen mit ihren Flächen machen was sie will. Dafür sind diese Flächen in ihrem Eigentum. Beachtet man jedoch das Leistungsvermögen dieser städtischen Reitschule, die zuletzt bis zu 70 (vorwiegend weiblichen) Jugendlichen ein Hobby und Freizeitsport darstellt, ist es eine Schande, dass die Stadt an ihrem Plan der unnötigen Finnenbahn festhält und unsere Bedürfnisse ignoriert. Seit 2017 sind wir Ausbildungsbetrieb und seit 2020 ein Stützpunkt für heilpädagogisches Reiten. Mit einer klaren Perspektive könnten wir problemlos über 100 Kindern eine Freizeitbeschäftigung ermöglichen. Offenbar hat der Reitsport in der Stadt Schaffhausen keinen Platz und muss dem Breitensport weichen.

Die Verantwortlichen der Stadt Schaffhausen ignorieren unsere Mitteilungen in Bezug auf anfänglich angedachte Ersatzflächen. Diese waren nur kurzzeitig im Gespräch und stellen definitiv keinen Ersatz für die bisherigen Weideflächen dar.

Diese Ersatzflächen sind

  • nicht einsehbar (man kann/will sich nicht vorstellen, wozu Menschen fähig sind und was wir in den letzten 5 Jahren erleben mussten)
    • mutwillig zerstörte Weidezäune
    • mit Steinen, Holz und Schneebällen beworfene Tiere
    • schädliche Fütterung der Tiere
  • zu feucht
    • Grasbewuchs wäre schnell zerstört
    • Pferde sinken in den weichen Boden ein
  • wenig besonnt
    • durch umgrenzenden Wald, bedingt dann auch die Feuchtigkeit, neben dem Flussverlauf von dem die Hochwassergefahr ausgeht
  • mit entsprechend hohem Insektenaufkommen versehen
    • bedingt durch die Feuchtigkeit
  • mit längeren Fusswegen verbunden, was
    • mehr Zeitaufwand für unser Personal bedeutet
    • ein höheres Risiko beim Kontakt mit kreuzenden Passanten und Velo-Fahrern mit teilweise erstaunlichen Vorstellungen vom Fluchttier “Pferd” einher geht

Ohne geeignete Weideflächen ist der Betrieb der Reitschule tierschutzrechtlich möglich. (siehe Fachinformation: Auslaufvorschriften für Equiden (PDF, 441 kB, 17.01.2022)). Gemäss dieser Publikation ist eine 30 qm (dreissig Quadratmeter) grosse Fläche als Auslauf für unsere Ponys konform im Sine der Tierschutzverordnung. Nun, gem. den Richtlinien der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) hat grundsätzlich nicht jedes Kind Anspruch auf ein eigenes Zimmer. (1815.ch) Es hat wohl aber Recht auf Privatsphäre und muss einen Rückzugsort haben.

Für uns ist ein Betrieb der Reitschule ethisch nicht vertretbar, wenn keine geeigneten Weideflächen zur Verfügung stehen, auf denen die Ponys auch mal frisches Gras fressen, etwas freier laufen und sich entspannen können. Mit 30 qm und/oder Weiden die nicht einsehbar, zu feucht, wenig besonnt und mit hohem Insektendruck versehen sind, ist das nicht möglich! Vermutlich sind wir eine der wenigen Reitschulen, bei denen die Ponys je Woche 1-2 Tage effektiv frei haben.

Unser mehrfach unterbreiteter Alternativvorschlag an die Stadt Schaffhausen wurde zuletzt von Stadträtin Katrin Bernath und Abteilungsleiter Stadtgrün Konrad Bruderhofer abgelehnt. Dieser Alternativvorschlag sah vor:

  • Verlegung der Finnenbahn an die östliche Seite des Platz III
  • Wegfall der Finnenbahn aus dem Projekt

Wir verstehen diese Mitteilung als letzten Hilfeschrei, bevor wir mit dem voraussichtlichen Beginn der Bauarbeiten im Sommer 2022 unseren Reitschulbetrieb endgültig einstellen müssen.